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Kommunales Matchingportal
mit vielen Pluspunkten

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Ein + für Ismaning!

Die Gemeinde Ismaning, im Norden des Landkreises München gelegen, ist attraktiver Wohn- und Wirtschaftsstandort mit einer vielfältigen Branchenstruktur und einem umfangreichen Bildungsangebot. Fehlende Nachwuchskräfte sind besonders für kleine Firmen und Selbstständige am Ort ein Thema. Jenseits der jährlichen Berufsbörse in Ismaning sollte deshalb ein durchgängiges Vermittlungsangebot geschaffen werden. Seit zweieinhalb Jahren existiert dafür das Matchingportal+. Es unterstützt proaktiv die Vermittlung von Praktikums- und Ausbildungsstellen am Ort.

Im Gespräch: Katrin Pacreau; Projektverantwortliche bei der Gemeinde Ismaning für das Matchingportal+

Die Gemeinde Ismaning verfolgt eine klare Digitalstrategie für ihre Angebote und Leistungen. War das ausschlaggebend, 2020 die Online-Plattform zur Praktikumsplatz-Vermittlung zu starten?

Katrin Pacreau: Ja, absolut. Ismaning ist eine moderne Gemeinde, die der Digitalisierung seit Jahren einen hohen Stellenwert zuteilt. In nahezu allen Bereichen gibt es mittlerweile hilfreiche digitale Tools, die den (Verwaltungs-)Alltag deutlich anwendungsfreundlicher gestalten. Hinzu kommt beim Matching die Erwartungshaltung v.a. von Schüler*innen, webbasiert und damit zeit- und ortsunabhängig ein solches Angebot nutzen zu können. Vor allem aber ging es darum, bei der Suche und Wahl von Plätzen nicht allein die gut sichtbaren, prominenten Unternehmen am Ort das Rennen machen zu lassen, sondern den Jugendlichen die Möglichkeiten aufzuzeigen, die sich auch bei kleineren Firmen bieten. Damit ist nicht vorranging der Bekanntheitsgrad eines Unternehmens für die Vermittlung von Praktikums- und Ausbildungsplätzen ausschlaggebend, sondern die Passgenauigkeit der Stellenbeschreibung mit den Interessen und Wünschen der Schüler*innen. Mit dem Matching unterstützen wir natürlich auch kleine Firmen und Selbstständige, Schüler*innen für sich zu gewinnen. Mit dem Matching gewinnen beide Seiten – dass es rein digital abläuft, war ein zusätzlicher Pluspunkt.

„Ismaning ist eine moderne Gemeinde, die der Digitalisierung seit Jahren einen hohen Stellenwert zuteilt. […] Beim Matching unterstützen wir auch kleine Firmen und Selbstständige, Schüler*innen für sich zu gewinnen. Mit dem Matching gewinnen beide Seiten – dass es rein digital abläuft, war ein zusätzlicher Pluspunkt.“

Katrin Pacreau | verantwortet das Matchingportal+ bei der Gemeinde Ismaning

So funktioniert’s

Im Jahr finden vier Matchingrunden statt, deren Zeitpunkt mit den ortsansässigen Schulen abgestimmt wird. Im Schnitt nehmen 40 Unternehmen und 150 Schüler*innen am Matching teil. Jeder Jugendliche erhält mindestens 3 und maximal 6 Angebote vorgeschlagen, auf die er sich anschließend proaktiv bewirbt. Unternehmen ihrerseits stellen sich als Arbeitgeber vor und definieren bis zu 5 verschiedene Praktikums- oder Ausbildungsplätze im Detail. Für die Passgenauigkeit der Matches werden 120 gewichtete Kriterien herangezogen. Werte und Präferenzen machen einen wichtigen Teil davon aus.

Als die Online-Plattform Mitte 2020 an den Start ging, ahnte noch niemand etwas von der Covid-19 Pandemie. Konnte sich das Angebot während der letzten zwei Jahre umso besser behaupten, weil alle Präsenz-Angebote wie z.B. die Berufsbörse eingestellt waren?

Katrin Pacreau: Grundsätzlich waren digitale Angebote während der Pandemie absolut im Vorteil. Beim Praktikums-Matching folgt auf die digitale Vermittlung ja allerdings der Einsatz vor Ort. Zu Beginn der Pandemie herrschte deshalb große Unsicherheit bei den Unternehmen und in den Schulen. Niemand wusste, ob und wann Praktika wieder im normalen Rahmen stattfinden konnten. Daher war die Teilnahme am Praktikumsmatching eher verhalten. Bei Ausbildungsplätzen hingegen wurde langfristiger gedacht; da führten eher existenzielle Sorgen bei Unternehmen zur Zurückhaltung beim Matching (wer nicht weiß, ob sein Geschäft weiter existiert, sucht auch keine Azubis mehr). Insgesamt haben wir während der Pandemie, wie überall im Land, ein Maximum an Flexibilität an den Tag legen müssen. Weil Praktikumszeiträume nicht wie ursprünglich geplant stattfanden, haben wir mehrfach Matchingrunden umterminiert und standen im ständigen Kontakt mit den Schulen. Alle Beteiligten sind heilfroh, dass es seit dem zweiten Halbjahr 2022 wieder geregelte, planbare Umstände gibt. Das belegen auch die Zahlen aus dem Februar-Matching 2022: 45 Firmen und 159 Schüler*innen haben allein an der Matchingrunde teilgenommen. Es kam zu 918 Matches, davon 654 für Schülerpraktika und 264 für Ausbildungsplätze.

Das Matchingportal+ führt sehr unterschiedliche Usergruppen zusammen: Schüler*innen zwischen 13 und 18 Jahren, die in der Akzeptanz und Nutzung digitaler Angebote unschlagbar sind. Und andererseits alteingesessene Handwerks- und Dienstleistungsbetriebe, die bei der Bedienung der Plattform zuweilen aktive Hilfestellung benötigen. War das für dich als Ansprechpartnerin für ALLE Teilnehmenden ein Spagat – und wie hast du diesen gemeistert?

Katrin Pacreau: Es stimmt schon, dass sich bislang noch kein Jugendlicher bei mir gemeldet hat, weil er technisch nicht mehr weiterwusste. Schüler*innen bzw. ihre Eltern kontaktieren mich eher, wenn sie Fragen zum Matching-Ergebnis haben. Die Unternehmen greifen eher mal zum Hörer, wenn es an einer Stelle hängt, aber auch das kommt selten vor. Ein Beweis, dass die Plattform verständlich aufgebaut ist. Die meisten der wenigen Probleme lassen sich gut am Telefon lösen; bei umfangreicheren Sachen hilft das Support-Team von CHEMISTREE im Hintergrund. Alles in allem freue ich mich über jeder Art der Kontaktaufnahme, weil sie auch mir viel Erfahrung vermitteln.

Ganz bewusst wird den Schüler*innen mit dem Matching nur ein gezieltes Angebot gemacht. Daraufhin können sie sich proaktiv beim jeweiligen Unternehmen bewerben. Dieser Schritt liegt also in ihrer eigenen Verantwortung, außerhalb des Matchingprozesses. Warum wurde das so konzipiert?

Katrin Pacreau: Nun ja, eigene Verantwortung und Initiative müssen schon sein. Die Jugendlichen sollen lernen, wie man eine Bewerbung, bestehend aus Lebenslauf und Anschreiben, verfasst. Das brauchen sie später im Berufsleben immer wieder. Mit ihrer individuellen Bewerbung können sich die jungen Kandidat*innen aussagekräftig bei einem Unternehmen vorstellen. Das dient nicht zuletzt als gute Vorbereitung für ein anschließendes Vorstellungsgespräch. Technisch wäre es möglich gewesen, die Unternehmen über die Plattform zu kontaktieren, aber aus den genannten Gründen haben wir uns dagegen entschieden. Die Passgenauigkeit eines Matches lässt sich anhand der übereinstimmenden Kriterien nachvollziehen. Statt aus dem Bauch heraus zu wählen, erhalten die Jugendlichen zielgerichtete Vorschläge zu ihren angegebenen Stärken und Wünschen. Sie können ein Match annehmen – und dem jeweiligen Unternehmen ihr Profil freigeben (nur bei Ausbildungsplätzen) – oder den Vorschlag begründet ablehnen, um erneut Matches zu erhalten.

Dass ein Teil der Schüler*innen jünger als 16 Jahre ist, wenn sie sich um ein Schülerpraktikum bemühen, hat uns bei der Konzeption der Matchingplattform vor zusätzliche Herausforderungen für die datenschutzkonforme Umsetzung gestellt. Was genau wurde dazu unternommen?

Katrin Pacreau: Zunächst ist es mir wichtig festzuhalten, dass die Plattform alle Anforderungen des Datenschutzes erfüllt. Um Datenerhebung und -speicherung zu legitimieren, läuft die Registrierung des Accounts über die Eltern. Das verlängert zwar den Prozess, dient aber dem Schutz der personenbezogenen Daten Minderjähriger und ist damit unumgänglich. Ebenso wurde die Profilansicht für Praktikumsmatches auf der Plattform angepasst. So, dass nur die Schüler*innen die Unternehmensprofile sehen – aber nicht anders herum. Auf beiden Seiten gibt es zum Glück versierte Datenschutzbeauftragte, die uns fachkundig unterstützen. Mit dem jetzigen Verfahren sind wir „safe“, alles ist datenschutzkonform. Eher wundern wir uns darüber, dass dieser Aspekt bei anderen Praktikumsmatching-Plattformen offensichtlich komplett außer Acht gelassen wird.

Zentral ist bei CHEMISTREE nicht nur das Thema Datenschutz, sondern insbesondere die Vertrauenswürdigkeit und Transparenz unserer Matchinglösungen. Teilnehmende sollen verstehen, auf Basis welcher Daten sie ihre Matchingvorschläge erhalten – und warum sie genau DIESE Vorschläge erhalten. Das, was innerhalb der Software passiert, soll nachvollziehbar sein und jeder vollauf darauf vertrauen können, einzig auf Basis der eigenen Angaben das bestmögliche Ergebnis zu erhalten. War das ein zentrales Anforderungskriterium bei der Suche nach geeigneten Matchinglösungen?

Katrin Pacreau: Bei der Anbieterauswahl hat die Transparenz der Software eine entscheidende Rolle gespielt. Gerade als Auftraggeber der öffentlichen Hand ist die Einhaltung aller geltenden Regelungen verpflichtend. Wir engagieren uns die kommenden zwei Jahre sogar gemeinsam mit CHEMISTREE innerhalb eines Forschungsprojekts, das vom Bundesministerium für Arbeit und Soziales gefördert wird. So stellen wir sicher, dass unsere Plattform den neuesten Regulierungen, die von europäischer Ebene auf den Recruiting-Bereich zukommen, gerecht wird!

Seit kurzem werden auf dem Matchingportal+ auch Ehrenamtliche und Organisationen gematcht. Was kommt noch? 

Katrin Pacreau: Das Ehrenamtsmatching ist aus der Idee entstanden, das hohe Potential im ehrenamtlichen Bereich passgenau nutzen zu können. Wie es in Zukunft weitergeht? Mit dem Ausbau des jetzigen Angebots. Vor allem ist wichtig, dass wir das Matchingportal+ stetig bewerben, damit es möglichst viele am Ort nutzen. Auch da haben wir über die Zeit Erfahrungen gesammelt. Beispielsweise, dass die Unternehmen speziell im Frühjahr ihre Fühler nach Nachwuchskräften ausfahren und dann besonders aktiv auf dem Matchingportal+ sind. Das liegt sicher an den Zwischenzeugnissen, die im Februar ausgegeben werden und mit denen sich viele Jugendliche bewerben. Diese Zeit nutzen wir ganz gezielt, um aktiv und besonders aufwendig in die Akquise der Unternehmen zu gehen. Dann gibt es ein Postanschreiben vom Bürgermeister, einen persönlichen Besuch auf der Berufsbörse in Ismaning (auch im Februar) um den Kontakt zu den Schüler*innen und Unternehmen zu finden, es gibt mehrere Presseberichte zum Matching auf allen Kommunikationskanälen der Gemeinde. Und vor jeder Matchingrunde werden Schulleitungen, Schüler*innen, Lehrende und Eltern von uns offensiv informiert. Die Teilnehmenden-Daten fließen über Online-Fragebögen in den Matching-Pool ein. Bei Ausbildungs- und Praktikumsplätzen wird halbjährlich, vor einem neuen Matchinglauf, zur Prüfung und Aktualisierung der Angaben aufgefordert. Das Ehrenamts-Matching läuft hingegen jede Nacht, basierend auf den aktuellen Angaben.

Dein ganz persönliches Wunschszenario für das Matchingportal+ in fünf Jahren?

Katrin Pacreau: Das Matchingportal+ findet in allen Bereichen Ausbildung, Praktikum und Ehrenamt großen Zuspruch. Unternehmen, Schulen, Vereine und Ehrenamtliche nutzen das Matchingportal+ als festen Baustein der Fachkräftegewinnung, des praktischen Lernens und der gemeinsamen Projektarbeit. Toll wäre auch, wenn Schüler*innen das Matchingportal+ außerhalb der Schule nutzen, um ein Praktikum in den Ferien zu finden.

Stefanie Junginger

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